Filmton Artikel - Ann Kroeber und Alan Splet

Die Sound Designerin und Field Recordistin Ann Kroeber hat mit ihrem späteren Ehemann Alan Splet nachhaltig die Tongestaltung für Spielfilme geprägt.
Die Filmton arbeiten vom Duo Ann Kroeber und Alan Splet waren wegweisend bezüglich der Tongestaltung und Sound Design. Die Filme Eraserhead, The Elephant Man, Dune oder Blue Velvet von David Lynch haben bezüglich Kreativität, der Tongestaltung sowie die Beeinflussung der Tongestaltung zum Storytelling das Kino nachhaltig verändert.

Alan Splet gilt als Pionier in Sachen Filmton und wird schon mal ein Genie genannt. Grund genug also, dem Duo Ann Kroeber und Alan Splet genügend Platz zu widen. Alan Splet erhielt 1980 einen Oscar für seine Arbeit beim Film The Black Stallion sowie einen Oscar für sein Lebenswerk. Alan Splet verstarb 1994 viel zu früh.

Filmton Artikel - Ann Kroeber und Alan Splet Übersicht

Ann Kroeber spricht über Alan Splet, David Lynch, Kontaktmikrofone und vieles mehr

Video: Ann Kroeber spricht am AES Meeting in Boston 2009. Entsprechend mangelhaft, wie das Plakat am Rednerpult angebracht ist, ist leider auch die Ton- und Bildqualität des Vortrags. Schade AES!

Ann Kroeber ist durch Zufall mit dem Thema Sound und Tonaufnahmen in Berührung gekommen als ihr damaliger Chef bei den United Nations sie frage, ob sie nicht ein paar Tonaufnahmen von Menschenmengen machen könnte.

Ann, die bis dahin noch nie eine Tonaufnahme gemacht hatte, war erstmal erschrocken, als man ihr ein Tonbandgerät in die Hand drückte. Sie meint, bis heute technophob zu sein und überfordert mit allen technischen Geräten, die es zu bedienen gibt. Vielleicht auch, weil ihr Vater sie kaum an die teure Stereoanlage zuhause lies, um nichts kaputt zu machen. Als man ihr eine Nagra und ein tolles Mikrofon gab, war sie erstmal überfordert.

Nachdem sie alles fein säuberlich notiert hatte, wie das Tonbandgerät funktioniert, hat sie zum ersten Mal Tonaufnahmen vom chinesischen Neujahrsfest gemacht.

Ann Kroeber

Als ich zum ersten Mal den Kopfhörer auf hatte und all die Stimmen, Geräusche und Sounds hörte, die das Mikrofon einfing, eröffnete mir dies eine neue Welt!

Nach ein paar Jahren in New York zog es Ann nach San Francisco. Dort erhielt sie einen kleinen Aufnahmejob und lernte Alan Splet kennen, der für David Lynch am Film Black Stallion arbeitete.

Alan nahm Ann mit auf eine Pferdefarm (Walter Murchs Farm übrigens - hatted ihr echt noch Zeit, euch um Pferde zu kümmern??) um Sounds von Pferden aufzunehmen.

Ann Kroeber über die ersten Tonaufnahmen mit Alan Splet

Alan führte das Pferd und hat versucht, es die Sachen machen zu lassen, die wir brauchten. Ich hatte das Aufnahmegerät und das Mikrofon. Schon bald schnauzte er mich an, wieso ich das Mikrofon an solch komische Orte halte. Ich bemerkte, dass ich mit dem Mikrofon völlig wo anders war, als wo man es hinhalten würde, wie es zum Beispiel in einem Lehrbuch beschrieben worden wäre.

Ich wurde nervös, ich hab ja zum ersten Mal mit Alan gearbeitet. Schliesslich habe ich gesagt, dass ich es da habe, weil es da gut tönt.

Alan übernahm dann das Aufnehmen und ich musste das Pferd führen. Natürlich hielt er das Mikrofon an eine logisch 'korrekte' Position, wie man halt Aufnahmen machen würde. Doch dann begann er mit dem Mikrofon zu suchen und landete an der selben Stelle wie ich.

Ann Kroeber über Tonaufnahmen

Ich mache die Tonaufnahme dort, wo es gut klingt. Das ist alles.

Ann Kroeber über Alan Splet und den Film Black Stallion

Ann hat mit Alan viele Aufnahmen von Pferden für den Film Black Stallion gemacht. Alan hat dazu eine Halterung gebaut, die man dem Pferd umhängen konnte. Ein Mikrofon konnte man unter dem Maul des Pferds anbringen. Dies hat schöne Aufnahmen ermöglicht, auch wenn es nur ein billiges Mikrofon war.

Bild: Ann Kroeber und Alan Splet machen 1979 Tonaufnahmen mit einem Pferd für den Film Black Stallion.

Ann Kroeber über Tonaufnahmen von Pferden (1979!) bei ca.13.00

Durch das Gestell von Alan, konnten wir sehr viele Aufnahmen von Pferden machen. Ein Mikrofon war unten am Bauch des Pferdes angebracht. Dies ergab eine völlig neue Textur an Reitgeräuschen und Pferde Sounds als wir sie bisher kannten.

Durch das nahe Mikrofon unterhalb des Gesichts des Pferdes, gab dies sehr schöne Aufnahmen vom Atmen des Pferdes. Diese Atemgeräusche erzeugen eine grosse Nähe zum Tier.

Ann zeigt im Vortrag einen Ausschnitt aus dem Rennen aus Black Stallion bei 14.26.

Ann Kroeber über die Gestaltung des Pferderennen - 16.30

Diese Szene besteht nur aus Geräuschen. Keine Musik. Die ganze Energie des Rennens besteht ausschliesslich aus den Geräuschen der Pferde, die ein starkes Gefühl der Gegenwärtigkeit - also des Jetzt-Momentes - erzeugen.

Diese Szene zeigt auf, was man alles nur mit Geräuschen machen kann.

Weil üblicherweise oft Musik bei Rennsequenzen eingesetzt werden, erzählt Ann, wie es zu der Lösung ohne Musik kam.

Ann Kroeber über die Gestaltung das Pferderennen aus Black Stallion - 16.30

Bei dieser Sequenz geht es wirklich nur um das Rennen. Um nichts anderes. Darum wurde auf Musik verzichtet, ausdrücklich auch in Zusammenarbeit mit dem Komponisten.

Das allerbeste was ihr tun könnt, ist, wenn eine Zusammenarbeit beim Film stattfindet. Musik und Geräusche sollen sich nicht Konkurrieren, sie sollen dort zum Einsatz kommen, wo jedes Element am Besten wirkt. Geräusche können Musik unterstützen und können wie Musik sein, an anderen Stellen soll die Musik übernehmen. Dieser Tanz zwischen Musik und Geräuschen macht einen Film aus. Nicht mühselige Diskussionen darüber, wer was wichtiger findet.

Ann Kroeber über Tonaufnahmen mit Tieren

Ann wurde bekannt für ihre eindrücklichen Tonaufnahmen mit Tieren. Sie erklärt im Vortrag, wie sie versucht, einen Bezug zum Tier aufzubauen, wie etwa zum Mustang-Hengst, den Sie für einen Film mit Robert Redford aufgenommen hat.

Um in einem anderen Film einen Gepard als Hauptdarsteller glaubhaft und interessant darzustellen, brauchte Sie eine breite Palette von allen möglichen Geräuschen und Sounds von Geparden.

Mit Raubtieren zu Arbeiten ist nicht ungefährlich. Doch Ann scheint einen guten Draht zu Tieren zu haben, denn entgegen dem Fotografen, der bei der Geparden-Farm von einem der Tiere angegriffen wurden, schnurrte die grosse Katze direkt in Anns Mikrofon.

Ann Kroeber über Kontaktmikrofone

Für Field Recordings wird wenn immer möglich versucht, die Dinge separat von einander Aufzunehmen. Als Ann in einer Doku zum ersten Mal von Kontaktmikrofonen gehört hat, war sie begeistert von der Möglichkeit, Dinge komplett separiert von einander aufnehmen zu können. Es stellte sich heraus, dass der Erfinder des Kontaktmikrofon The Frap (Flat Response Audio Pickup) - wie es hiess - in San Francisco lebt. Ann nahm Kontakt mit ihm auf und zusammen entwickelten sie das Mikrofon weiter. Nach einiger Zeit war es soweit, dass Ann es ausprobieren konnte.

Ann Kroeber über das Kontaktmikrofon The Frap - 41.00

Ich steckte das Kontaktmikrofon an alle Möglichen Sachen und Dinge. Es hörte sich an, als ob du in dem Ding drin bist. Es ist wie in einer Maschine drin zu sein. Als ich das Frap an einen Ventilator gehalten habe, tat sich eine ganz neue Welt auf.

Ann spielt die Aufnahme des Ventilators mit dem Frap bei 41.54 ab.

Für den Film Dune und Blue Velvet von David Linch kamen viele Aufnahmen mit dem Kontaktmikrofon Frap zum Einsatz. Speziell für den Film Dune hat Ann viele Aufnahmen mit dem Frap gesammelt.

Ann Kroeber über den Film Dune von David Lynch

Ann Kroeber über den Film Dune - 41.45

Aufnahmen mit Kontaktmikrofonen sind einfach unglaublich. Für den Film Dune wussten wir nicht, wie unsere Welt klingen sollte. Also bin ich fast ein Jahr an vielen verschiedenen Orten gewesen und habe Aufnahmen mit dem Frap gemacht.

Dune war ein schwieriger Film für David (David Lynch) gewesen. Es gab sehr viel Einfluss vom Studio und viele Sachen konnte er nicht so machen wie er wollte. Viele Sounds blieben unbenutzt in meinem Archiv und schafften es nicht in den Film.

Auf der Suche nach Sounds für Star Wars, wurde Ann von Ben Burtt kontaktiert. Ann hat Ben Sounds, die mit dem Frap aufgenommen wurden, vorgespielt. Viele Sounds waren sehr Lynchig, so dass sie sehr gut zu David Lynches Filmen passten aber nicht zu Star Wars.

Ann zeigt bei ca. 50.10 die Aufnahmen eines Slinky, das mit einem herkömmlichen Mikrofon und dem Kontaktmikrofon Frap aufgenommen wurde. Dies ist ein eindrückliches Beispiel, welche verborgenen Sounds sich um uns befinden, die aber ein Kontaktmikrofon einfangen kann.

Der Slinky Sound gehörte bald zu den Grundsounds von Star Wars, die Ben Burtt für Laserschüsse verwendete.

Ann Kroeber über die Arbeit mit David Lynch

Bei 1.03:00 antwortet Ann auf die Frage, wie es ist, mit David Lynch zusammen zu arbeiten.

Ann Kroeber über die Arbeit mit David Lynch

Mit David zu arbeiten ist grossartig. Und sehr spannend. Für den Film Lost Highway rief er mich an und sagte, dass er einen 'träumendend Wind' brauche.

Was auch immer man unter träumendem Wind versteht, hab ich mir also Gedanken dazu gemacht. Unter träumendem Wind hab ich mir dann sowas wie singende Engel oder andere, sphärische Elemente vorgestellt und ein paar Vorschläge gemacht. Also ich dann David am Telefon davon erzählt habe, war auf der anderen Seite totale Stille. Dann ging mir ein Licht auf, dass wenn David Lynch 'träumendend Wind' meint, er damit natürlich was tiefes, und abgründiges braucht und sicher keine singenden Engel. Daran hatte er dann Freude.

Ann Kroeber über die Arbeit mit David Lynch und Dune

Mit David haben wir viele Monate vor dem Drehbeginn von Dune über Geräusche und Sounds gesprochen. Ich habe viele Aufnahmen weit vor den Dreharbeiten gemacht.

über Ann Kroeber

Ann Kroeber ist eine amerikanische Sound Designerin und Field Recordistin. Zusammen mit Alan Splet, erlangte sie Bekanntheit durch die wegweisenden Arbeiten für die David Lynch Filme. Ann war später mit Alan Splet verheiratet der 1994 verstarb. Ann Kroeber ist immer noch eine gefragte Persönlichkeit für Tonaufnahmen und Sound Design.

Weitere Links zum Thema:

Alan Splets Sound Design for Dune

Ann Kroeber Special - a Pioneering Sound Woman

Sound Designer Tim Prebble über Kontakt Mikrofone