Field Recording - Die Klänge der Welt sammeln
Seit Beginn meiner Arbeit mit Filmton bin ich begeisterter Field Recordist. Field Recording meint, ich nehme meine Töne soweit möglich, selber auf.
Anfangs hatte dies hauptsächlich damit zu tun, weil keine Sounds aus Archiven verfügbar waren. Wir hatten keins - und auch kein Budget dafür.
Also gingen wir raus, und nahmen die Sachen selber irgendwie auf. Schnell haben wir bemerkt, dass die Aufnahmen sehr viel besser wurden als gedacht. Vorausgesetzt Natur und Umwelt spielen mit, denn die beiden können ganz schöne [füge hier eigene, negative Emotionen ein] sein.
Field Recording - Komm wir machen uns schmutzig!
Wer nicht immer die ewig selben Sounds benutzen will, dem steht die Welt offen, neues und aktuelles Material einzufangen. Neue und frische Sounds machen eine Tonspur interessant und lebendig und geben deinem Film einen einzigartigen Touch.
Grund genug also, Mühsal und Beschwerden auf sich zu nehmen und neue Sounds einzufangen? Nun, ganz so schlimm ist es nicht. Wer selber aber Tonaufnahmen macht, wird schnell merken, dass der logistische Aufwand für ein paar Aufnahmen doch schnell immens werden kann.
Tonaufnahmen von Wasser
Wasser gehört für mich zu einem der eindrücklichsten Klänge der Welt. Genau wie Blitz und Donner gehört das Tosen und Schäumen der Brandung seit Urzeiten zum Soundtrack unseres Planeten. Und nicht nur das, der Klang von Wasser und Wellen dürfte auch auf anderen Planeten nicht unwesentlich anders sein. Sofern Wasser vorhanden ist.
Kommst du von einem weit entfernten Planet und list dies, schick mir eine Aufnahme von deinem Planeten. Egal von was. (Bitte keine Rap-Musik). Schicks an mich.
Nie war es einfacher eine Zeitreise zu machen. Hör dir einfach die Sounds meines Artikels über Tonaufnahmen von Wasser Sounds an und mach einen Abstecher ins Phanerozoikum. Oder in eine andere Welt. Oder beides.
Ich jedenfalls habe Aufnahmen davon.
Mit Mikrofonen auf Reisen - Zu Besuch bei Mönchen
Zeigt man Interesse an einer Kultur, darf man schnell Vieles. Vorher zu Fragen aber, empfiehlt sich immer, besonders bei religiösen Einrichtungen. Da kann man schnell den Unmut einer ganzen Gesellschaft auf sich ziehen. So z.B. geschehen bei einem Herrn in Myanmar, der angeblich das Antliz Buddhas auf seine Wade tätowiert hatte.
Was mit guter Absicht als Ehrerbietung gemeint war, war für die gläubigen Buddhisten jedoch eine grobe Beleidigung: Die Wade, nicht weit entfernt von den Füssen, die als schmutzig und böse gelten, ist ein denkbar ungeeigneter Ort für solche Sachen. Der Hintern wär sogar besser gewesen - weil man's da (hoffentlich) nicht gesehen hätte. Doch selbst Nacken und Schultern sind problematisch. Am Besten, man lässt es beim guten alten Anker oder einem Klassiker wie das Guns'n'Roses Logo bleiben.
Den Herrn musste man angeblich vor dem wütenden Mob retten und wurde später dann des Landes verwiesen.
Ob ich mein Karma belaste, wenn ich Aufnahmen von religiösen Einrichtungen mache, habe ich die Mönche gefragt. Nun, wie es scheint, bin ich als Field Recordist fein raus. Denn ich kann ja nicht bestimmen, wer was mit meinen Aufnahmen macht. So die Antwort der Mönche. Und Budda sei's sowieso egal, auch wenn sich jemand was auf die Wade tätoviert.
Spass in der Dschungelhütte - mit dem Aufnahmegerät
Da man in der Regel die lokalen Landesprache weder versteht noch sich sonst irgendwie verständigen kann, nimmt man sich vor Ort am Besten einen Guide. Hat man etwas Glück, bringt dieser einen an Orte, fernab der ausgelatschten Touristenströme, denn man will ja nicht das Geschnatter von Touristen aufnehmen.
Mitten im burmesischen Dschungel, befinden wir uns hier gemütlich im Dorfladen, wo wir übernachten durften. Die beiden Ladenbesitzer und unser Guide Sebastian (ja, Sebastian ist grosser FC Bayern-München Fan), hören sich hier gerade Tonaufnahmen ihres Dschungels an.
Für diesen dreitätigen Trip ins Unterholz haben wir die Garantie erhalten, 100% auf keine anderen Touristen zu treffen.
Sie haben recht behalten.
Planst du eine Reise nach Burma oder wenn du mehr über den Trip nach Myanmar erfahren möchtest, lies hier den Reisebericht.
Mit den Easy-Ridern in Vietnam
Easy-Rider nennen sie sich, die Motorradfahrer von Da Nang, die dich hinten auf dem Motorrad quer durch Vietnam fahren. Ganz ehrlich, eine wunderbare Art zu Reisen! Besonders bei glühender Hitze, fährst du entspannt und luftgekühlt bei gemächlichem Tempo mit deinem Easy Rider quer durchs Land, vorbei an muffigen Reisebusse mit zugezogenen Vorhängen.
Unterwegs zeigt dir dein Easy-Rider mal dies, mal das. Du schaust da mal was cooles an, dort darfst du von frisch gemachte Reisnudeln probieren, Tee kosten, Seidencocons bestaunen und wenn du was tolles am Strassenrand siehst, das sich lohnt aufzunehmen, hält dein Easy-Rider natürlich an.
Auf dem Bild oben bereiten 'wir' eine Aufnahme vor. Trotz mehrmaligem Erklären haben's die beiden Lieben wohl bis zum Schluss nicht so ganz verstanden, was ich da eigentlich genau mache.
'Stille' ist ein ganz eigener Klang. Wenn alle störenden Geräusche wegbleiben, bleibt nur noch das statische Rauschen der Atmosphäre. Wie eine Grundfarbe beim Malen, ist die Stille ein Hintergrund, der eine Filmszene emotional färben kann.
Eine statische Atmosphäre kann gross und weit sein, jedoch auch klein und eng. Sie kann bedrohlich wirken, kann drückend und schwer jedoch auch offen, hell und leicht sein. Dieses unscheinbare Element ist ein starkes Sound Design element und kann die Stimmung in einem Film markant färben.
Die Klänge der Stille sammle ich seit vielen Jahren. Einen Teil meiner Tonaufnahmen habe ich auf dem Geräuscharchiv Desolation Soundscapes unter meinem Label Avosound veröffentlicht.
Die Aufnahmen für dieses Archiv stammen aus Tibet, Island, Neuseeland und auch aus der Schweiz. Einen kleinen Einblick in den Klang der Stille erhältst du vom Trailer des Archivs. Weitere Aufnahmen findest du auf der Desolation Soundscapes Webseite.
Ein anderes Archiv, wo ich ausschliesslich Raumtöne gesammelt habe, habe ich in diversen Häusern und Keller aufgenommen. Unter anderen in den Katakomben und Verliessen des Züricher Opernhauses.
Als Field Recordist und Sound Designer sammle ich die Klänge der Welt und verwende sie gerne in meinen Filmprojekten.